„Selbst der Papst ist schon im Internet“ – Die Internet-Urgesteine der PZ im Interview

Vor 25 Jahren, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, ist die Webseite der „Pforzheimer Zeitung“ erstmals online gegangen. Damals gab es im PZ-Medienhaus nur wenige, die für den Internetauftritt verantwortlich waren. Ralf Steinert war vor dem Anfang von PZ-news noch in der Sportredaktion tätig, Thomas Kurtz kam einige Jahre später aus der Lokalredaktion dazu. Durch sie und mit ihnen ist PZ-news über die Jahre zudem geworden, was die Nutzer heute kennen.

PZ: Ihr habt PZ-news mit aufgebaut – aber wie hat das alles angefangen?

Ralf Steinert: „Das war 1996. Damals haben Nikolai Ziegler – aus der Technikabteilung der PZ – und ich, dem Verleger Albert Esslinger-Kiefer ein Papier von sechs Seiten vorgelegt. Der Titel war ,Selbst der Papst ist schon im Internet‘. Fünf Wochen haben wir nichts gehört – doch dann kam Kiefer zu mir und hat gesagt: ,Steinert, wir machen Internet. Jetzt sofort.‘ “
Thomas Kurtz: „PZ-news hat dann 1997 sehr gut angefangen. In den frühen 2000ern platzte jedoch die sogenannte Internetblase. Also wollte man 2007 PZ-news mit neuen Ideen komplett überholen – da bin ich als Redakteur dazu gekommen.“

Konntet ihr die Leser mit dem neuen Angebot überzeugen?

Kurtz: „Die ersten Jahre ist PZ-news nur gewachsen – jeden Monat gab es bessere Zahlen, als im Monat davor. Wir haben Formate entwickelt, die einfach vollkommen neu waren.“
Steinert: „Es gab damals in der Region auch kein vergleichbares Angebot. 1999 haben wir zum Beispiel mit einer Webcam am Rathaus ein Zeitraffer-Video der Sonnenfinsternis aus hundert Einzelbildern gebastelt. Wir hatten auch eine Online-Umfrage, ob das Rathaus farbig angestrichen werden soll. Und gleich danach die Nutzer die Farbe aussuchen lassen. Übrigens: Blau siegte. Daran hatten über 1500 Leute teilgenommen – das war zu der Zeit die absolute Ausnahme.“

Auf dem Weg gab es sicherlich auch Schwierigkeiten.

Steinert: „Unsere Strategie beinhaltete am Anfang nicht nur die Online-Zeitung, sondern auch den digitalen Marktplatz, zunächst PZ-Live von uns. Gemeinsam mit der Sparkasse und dem Rathaus sollte so ein Markt auf pforzheim.de richtig groß entstehen – das Vorhaben ist leider gescheitert.“
Kurtz: „Auch bei Veranstaltungen von PZ-news ist nicht immer alles glatt gelaufen. Aber aus solchen Erfahrungen lernt man.“

Wie blickt ihr auf diese Zeit zurück?

Steinert: „Wir haben damals schon viele gute Ideen gehabt, zum Beispiel Online-Shops für Geschäftsleute oder Veranstaltungsinfos direkt mit Ticketkauf – der Pioniergeist war groß. Manchmal war die Zeit einfach nicht reif.“

Heute ist vieles anders, oder?
Kurtz: „Das Team ist gewachsen, das Angebot hat sich vergrößert – auch die Aufgaben sind umfangreicher geworden. Heute ist aber der Rest der Redaktion auch viel involvierter, als früher.“
Steinert: „Am Anfang hatten wir jeden Tag genau zwei große Berichte aus dem Lokalen auf der Webseite. Da gab es dann auch Redakteure, die natürlich nicht wollten, dass ihre Geschichten im Internet veröffentlicht werden. Die Konkurrenz sollte nicht mitlesen, bevor der Artikel am nächsten Tag in der Zeitung erscheint.“

Aber einige Dinge sind gleich geblieben.
Steinert: „Schnelligkeit ist nach wie vor das Wichtigste im Internet.“

Und was erwartet ihr für die Zukunft von PZ-news?

Steinert: „Das Online-Angebot wird immer weiter an Bedeutung gewinnen. Vielleicht wird sogar irgendwann eine künstliche Intelligenz die gedruckte Zeitung aus den beliebtesten Online-Artikeln zusammenstellen.“
Kurtz: „Ich hoffe außerdem, dass die jungen Kollegen weiterhin mit viel Herzblut an PZ-news arbeiten – genau das braucht es nämlich.“